vonSchwerin:Otto Martin von Schwerin (* 1701)

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Im Uebrigen fuhr der König, von der anderweitigen Tüchtigkeit und Verdienstlichkeit des Generals überzeugt, fort, demselben Beweise seiner Gnade zu geben; so übertrug er ihm im December 1747 die Amtshauptmannschaft zu Stettin und 1748 auch die von Fischhausen, von denen jede mindestens 500 Thaler jährlich eintrug; lud ihn auch 1747 zu sich nach dem ''Weinberg'' bei Potsdam, dem neu entstandenen Sanssouci, ein, und beförderte ihn am 1. Juli 1755 zum Generallieutenant. Auch erwarb das Regiment bei den Revuen stets die Allerhöchste Zufriedenheit. Aber aus den vorher erwähnten Vorkommnissen hatte sich doch beim Könige die Meinung festgesetzt, als wäre das Regiment dem Trunke ergeben,<ref>Ausser dem Vorwurf des Trunkes war der König vermuthlich auch ungehalten wegen verschiedener Excesse, welche Seitens des Regiments bei den Werbungen verübt sein sollten und mit deren Untersuchung am 15. November 1755 der Fürst Moritz von Anhalt-Dessau betraut wurde. Vgl. Anm. 17</ref> und äusserte er dies gradehin beim Schluss der Revue bei Stargard 1755, indem er sehr vernehm¬lich und kräftig eine ''Nase'' an den General verabfolgte. Das veranlasste diesen — hitzig, wie er war und recht derb in damaliger Pommernweise — seinen Pallasch in die Scheide zu stossen und dabei zu äussern: ''Ein Hundsfott, der ihn noch einmal zieht!''<ref>Graf zur Lippe a. a. O. — Ravenstein, Geschichte des 2. Kürassier - Regiments. S. 60 ff.</ref> Der grosse König liess diese allerdings starke Uebereilung dem weit und breit renommirten Reitergeneral, der viel vor Vielen voraus hatte, nicht entgelten, aber das Verbleiben desselben im Dienst war vorläufig selbstredend unmöglich. Der General begab sich nach Pom¬mern auf sein Gut und lebte dort als Privatmann, ohne jedoch den nachgesuchten Abschied zu erhalten. Vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges, im Sommer 1756, musste er sich auf wiederholten Königlichen Befehl in Potsdam einfinden.<ref>Des Generals erste Begegnung mit dem Könige nach dem Vorfall bei Stargard wird in novellistischer, also vielfach ausgeschmückter Weise, erzählt in: ''Bilder aus Berlins Nächten'' von L. Schneider, No. 14: der alte Zieten, die Nacht vom 21. auf den 22. Juli 1756. Abgedruckt bei Ravenstein, Gesch. des 2. Kürassier-Regiments, S. 63 ff.</ref> Der König verzieh ihm und gestattete ihm — da er sich verschworen, den Pallasch wieder zu ziehen — mit den Worten: ''Ein Schwerin kann auch ohne Degen seine Soldaten zum Siege führen'', an dessen Stelle eine Reitgerte in der Rechten zu führen. Diese Vergünstigung, welche sich selbst auf den Fall erstreckte, wenn der General seinem Königlichen Herrn das Regiment vorführte, steht einzig da in der Geschichte der Preussischen Armee. Am 1. October 1756 befehligte so der General in der Schlacht bei Lowositz den Kavallerie-Flügel des zweiten Treffens.
Im Uebrigen fuhr der König, von der anderweitigen Tüchtigkeit und Verdienstlichkeit des Generals überzeugt, fort, demselben Beweise seiner Gnade zu geben; so übertrug er ihm im December 1747 die Amtshauptmannschaft zu Stettin und 1748 auch die von Fischhausen, von denen jede mindestens 500 Thaler jährlich eintrug; lud ihn auch 1747 zu sich nach dem ''Weinberg'' bei Potsdam, dem neu entstandenen Sanssouci, ein, und beförderte ihn am 1. Juli 1755 zum Generallieutenant. Auch erwarb das Regiment bei den Revuen stets die Allerhöchste Zufriedenheit. Aber aus den vorher erwähnten Vorkommnissen hatte sich doch beim Könige die Meinung festgesetzt, als wäre das Regiment dem Trunke ergeben,<ref>Ausser dem Vorwurf des Trunkes war der König vermuthlich auch ungehalten wegen verschiedener Excesse, welche Seitens des Regiments bei den Werbungen verübt sein sollten und mit deren Untersuchung am 15. November 1755 der Fürst Moritz von Anhalt-Dessau betraut wurde. Vgl. Anm. 17</ref> und äusserte er dies gradehin beim Schluss der Revue bei Stargard 1755, indem er sehr vernehm¬lich und kräftig eine ''Nase'' an den General verabfolgte. Das veranlasste diesen — hitzig, wie er war und recht derb in damaliger Pommernweise — seinen Pallasch in die Scheide zu stossen und dabei zu äussern: ''Ein Hundsfott, der ihn noch einmal zieht!''<ref>Graf zur Lippe a. a. O. — Ravenstein, Geschichte des 2. Kürassier - Regiments. S. 60 ff.</ref> Der grosse König liess diese allerdings starke Uebereilung dem weit und breit renommirten Reitergeneral, der viel vor Vielen voraus hatte, nicht entgelten, aber das Verbleiben desselben im Dienst war vorläufig selbstredend unmöglich. Der General begab sich nach Pom¬mern auf sein Gut und lebte dort als Privatmann, ohne jedoch den nachgesuchten Abschied zu erhalten. Vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges, im Sommer 1756, musste er sich auf wiederholten Königlichen Befehl in Potsdam einfinden.<ref>Des Generals erste Begegnung mit dem Könige nach dem Vorfall bei Stargard wird in novellistischer, also vielfach ausgeschmückter Weise, erzählt in: ''Bilder aus Berlins Nächten'' von L. Schneider, No. 14: der alte Zieten, die Nacht vom 21. auf den 22. Juli 1756. Abgedruckt bei Ravenstein, Gesch. des 2. Kürassier-Regiments, S. 63 ff.</ref> Der König verzieh ihm und gestattete ihm — da er sich verschworen, den Pallasch wieder zu ziehen — mit den Worten: ''Ein Schwerin kann auch ohne Degen seine Soldaten zum Siege führen'', an dessen Stelle eine Reitgerte in der Rechten zu führen. Diese Vergünstigung, welche sich selbst auf den Fall erstreckte, wenn der General seinem Königlichen Herrn das Regiment vorführte, steht einzig da in der Geschichte der Preussischen Armee. Am 1. October 1756 befehligte so der General in der Schlacht bei Lowositz den Kavallerie-Flügel des zweiten Treffens.
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Zu Anfang des Jahres 1757 erneute Otto Martin im Winterquartier zu Dresden sein Abschiedsgesuch ''wegen körperlicher Leiden''; nach anderer Lesart: in Folge eines unangenehmen Zwiegesprächs mit dem Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau,<ref>Leopold von Orlich, Fürst Moritz von Anhalt-Dessau, ein Beitrag zur Geschichte des siebenjährigen Krieges. Berlin 1842. Vgl. Anm. 14</ref> erhielt am 18. Februar 1757 den Abschied und begab sich auf seine Güter nach Pommern.
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Dort hatte der General zunächst 1720 von seinem [[vonSchwerin: Otto Jacob von Schwerin (* 1636)|Grossvater]] dessen Besitz in [[vonSchwerin:Busow|Busow]], gemeinsam mit seinem [[vonSchwerin:Friedrich Leopold von Schwerin (* 1609)|Bruder]], geerbt, hatte dann am 26. October 1724 den vom Hauptmann [[vonSchwerin:Werner Dettlof von Schwerin (* 1692)|Werner Dettlof von Schwerin]] daselbst noch besessenen Antheil, ebenfalls mit seinem Bruder gemeinsam, gekauft, ferner durch Tausch gegen das 1743 von den Maltzans gekaufte Gut Hohen-Bollentin am 2. November 1743 auch den landesfürstlichen Antheil<ref>Derselbe bestand aus 1 wüsten und 3 bebauten Bauerhöfen.</ref> daran erworben, und war endlich 1750, als auch die Erbschaft seines Bruders ihm zufiel, in den alleinigen Besitz von ganz Busow gelangt. Auch einen mehr als hundertjährigen Rechtsstreit mit der Stadt Anclam wegen des sogenannten ''Müggenwinkels'' hatte er 1746 durch einen Vergleich dahin beendet, dass dieser streitige Theil zwischen Busow und Anclam getheilt wurde.<ref>U. B. II. 714.</ref>
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Ueberdies kaufte der General am 30. Juli 1761<ref> Berghaus, Landbuch 1. Bd. 2. Th. S. 207 ff. nennt statt 1761 das Jahr 1751.</ref> vom Hauptmann Leonhard von Eickstedt für 15500 Thaler das Gut [[vonSchwerin:Dargibell|Dargibell]], erblich und einschliesslich der Lehns-Gerechtigkeit.<ref>Familien-Buch der v. Eickstedt, Ratibor 1860, S. 777. Durch Decret der Regierung vom 24. September 1781 wurde ausgesprochen, dass denen v. Eickstedt, nachdem sie sämmtlich ihre Einwilligung zu dem erblichen Verkaufe von Dargibell gegeben haben, keine Lohn rechte daran weiter zustehen.</ref>
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Nachdem er sehr eifrig für die Verbesserung dieser Güter Sorge getragen, überliess er dieselben noch bei seinen Lebzeiten durch Vertrag vom 30. December 1773 seinen Söhnen; [[vonSchwerin:Ludwig Wilhelm Albrecht von Schwerin (* 1743)|Ludwig]] erhielt Dargibell und [[vonSchwerin:Moritz Friedrich Wilhelm von Schwerin (* 1745)|Moritz]] Busow.
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Bis an sein Ende mit philosophischen und theologischen Studien beschäftigt, starb der General in Folge eines Schlaganfalls zu Bussow 14. Aufgust 1777.<ref>Die am Grabe gehaltene Rede ist abgedruckt in Ravensteins Geschichte des 2. Kür.-Regts. S. 291 ff.</ref>
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Sein Bildniss, in Lebensgrösse zu Pferde gemalt, befindet sich im Besitz des Kürassier-Regiments Königin in Pasewalk. Sein Name steht auch auf den Gedenktafeln des 1851 Friedrich dem Grossen zu Berlin errichteten ehernen Reiterstandbildes.
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Er hatte sich 17. December 1732 zu Minden vermält mit Esther Marie Freiin von Quadt zu Landskron.<ref>Von den 13 Kindern, welche in dieser Ehe geboren wurden, zählt die Stammliste nur 11 auf; 2 starben bald nach der Geburt.</ref>
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* Dr. L. Gollmert, Wilhelm Grafen von Schwerin und Leonhard Grafen von Schwerin: ''Geschichte des Geschlechts von Schwerin''. Wilhelm Gronau's Buchdruckerei, Berlin 1878  
* Dr. L. Gollmert, Wilhelm Grafen von Schwerin und Leonhard Grafen von Schwerin: ''Geschichte des Geschlechts von Schwerin''. Wilhelm Gronau's Buchdruckerei, Berlin 1878  
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* [http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008391/images/index.html?seite=427 Bernhard von Poten: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 33 (1891)]
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* [http://books.google.de/books?id=jMs5AAAAcAAJ&pg=PA465#v=onepage&q&f=false Anton Balthasar König, Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, Band III, Berlin 1790]
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* [http://books.google.de/books?id=gaE3AAAAYAAJ&pg=PA149#v=onepage&q&f=false Ravenstein, Heinrich: Historische Darstellung der wichtigsten Ereignisse des Königlich-Preußischen 2. Kürassier-Regiments (genannt Königinn), Berlin 1827]
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== Weblinks ==
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Magnus_von_Schwerin Artikel über Otto Martin von Schwerin in der Online-Enzyklopädie Wikipedia]
== Einzelnachweise ==
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Version vom 23. November 2011, 14:29 Uhr

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