Medicus:Fritz Georg Adolph Medicus (*1876)

Aus DAFFG

Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 19: Zeile 19:
'''Zusammenfassung seiner Vita:'''
'''Zusammenfassung seiner Vita:'''
-
Die Reifeprüfung legte Medicus 1893 am Gymnasium Georgianum in Hildburghausen ab. Er studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Kiel, Stassburg und Halle. 1898 promovierte er an der Universität Jena mit einer Dissertation über Kants Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie. 1901 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift »Kants Philosophie der Geschichte«. In den folgend Jahren beschäftigte sich Medicus mit Fichtes Schriften (»J. G. Fichte – 13 Vorlesungen) und edierte eine achtbändige Werkausgabe des Philosophen. Von 1911 bis 1946 war er Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Hier behandelte Medicus vor allem Fragen der Ästhetik und Ethik. Unter dem Eindruck der politischen Entwicklung in Deutschland wandte sich Medicus, wie das Schweizer Lexikon schreibt, »in bewusster Wahrnehmung des schweizerischen Wirkungsfeldes« staats- und sozialphilosophischen Themen zu. Er veröffentlichte 1934 die deutschlandkritische Schrift »Macht und Gerechtigkeit«, 1946 appellierte er an die soziale Verantwortung der Schweiz. Sein vor Lehrern des Bezirks Baden in Rüschlikon 1937 gehaltene Vortrag »Menschenbildung in der Not der Zeit« blieb wegen seiner politischen Brisanz ungedruckt und wurde erstmals 1996 veröffentlicht.  
+
"Die Reifeprüfung legte Medicus 1893 am Gymnasium Georgianum in Hildburghausen ab. Er studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Kiel, Stassburg und Halle. 1898 promovierte er an der Universität Jena mit einer Dissertation über Kants Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie. 1901 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift »Kants Philosophie der Geschichte«. In den folgend Jahren beschäftigte sich Medicus mit Fichtes Schriften (»J. G. Fichte – 13 Vorlesungen) und edierte eine achtbändige Werkausgabe des Philosophen. Von 1911 bis 1946 war er Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Hier behandelte Medicus vor allem Fragen der Ästhetik und Ethik. Unter dem Eindruck der politischen Entwicklung in Deutschland wandte sich Medicus, wie das Schweizer Lexikon schreibt, »in bewusster Wahrnehmung des schweizerischen Wirkungsfeldes« staats- und sozialphilosophischen Themen zu. Er veröffentlichte 1934 die deutschlandkritische Schrift »Macht und Gerechtigkeit«, 1946 appellierte er an die soziale Verantwortung der Schweiz. Sein vor Lehrern des Bezirks Baden in Rüschlikon 1937 gehaltene Vortrag »Menschenbildung in der Not der Zeit« blieb wegen seiner politischen Brisanz ungedruckt und wurde erstmals 1996 veröffentlicht."
Quelle: UAH PA 11234 Medicus, Rep. 21 Nr. 144; Schweizer Lexikon, Band 4, S. 501.
Quelle: UAH PA 11234 Medicus, Rep. 21 Nr. 144; Schweizer Lexikon, Band 4, S. 501.
Zeile 26: Zeile 26:
'''Leben'''
'''Leben'''
-
Fritz Medicus wurde in Stadtlauringen (Bayern) als erstes von drei Kindern des dortigen Apothekers und dessen, aus wohlhabender Kaufmannsfamilie stammenden Gattin geboren. Nach Privatunterricht und Besuch des Gymnasiums studierte er ab 1895 Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Kiel, Strassburg und Halle. Zurück in Jena promovierte er mit der Arbeit "Kants transzendentale Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie". Mit der Schrift "Kants Philosophie der Geschichte" habilitierte er sich 1901 in Halle zum Privatdozenten. In den folgenden Jahren edierte er die Vorlesungen und eine massgebende achtbändige Werkausgabe von Johann Gottlieb Fichte. Später verlagerte sich sein Interesse auf Natur- und Religionsphilosophie bei Friedrich Schelling.
+
"Fritz Medicus wurde in Stadtlauringen (Bayern) als erstes von drei Kindern des dortigen Apothekers und dessen, aus wohlhabender Kaufmannsfamilie stammenden Gattin geboren. Nach Privatunterricht und Besuch des Gymnasiums studierte er ab 1895 Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Kiel, Strassburg und Halle. Zurück in Jena promovierte er mit der Arbeit "Kants transzendentale Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie". Mit der Schrift "Kants Philosophie der Geschichte" habilitierte er sich 1901 in Halle zum Privatdozenten. In den folgenden Jahren edierte er die Vorlesungen und eine massgebende achtbändige Werkausgabe von Johann Gottlieb Fichte. Später verlagerte sich sein Interesse auf Natur- und Religionsphilosophie bei Friedrich Schelling.
1911 bis 1946 lehrte er an der ETH Zürich Philosophie und Pädagogik. Hier las er vor allem zu Themen der Ästhetik und Ethik. Er vermittelte dabei die Überlegenheit einer "überzeitlichen Wahrheit" gegenüber blossen Verstandeswahrheiten, was auf den einen oder anderen seiner Professorenkollegen befremdlich wirkte. 1914 heiratete er und wurde im Laufe der Zeit Vater dreier Kinder. 1935 verzichtete er auf die deutsche Staatszugehörigkeit und erwarb das Schweizer Bürgerrecht. Unter dem Eindruck der politischen Entwicklung Europas verteidigte er Humanität und Demokratie in öffentlichen Vorträgen und Publikationen zu staats- und gesellschaftsphilosophischen Fragen. In der Nachkriegszeit rief er die Schweiz zu sozialer Verantwortung auf.  
1911 bis 1946 lehrte er an der ETH Zürich Philosophie und Pädagogik. Hier las er vor allem zu Themen der Ästhetik und Ethik. Er vermittelte dabei die Überlegenheit einer "überzeitlichen Wahrheit" gegenüber blossen Verstandeswahrheiten, was auf den einen oder anderen seiner Professorenkollegen befremdlich wirkte. 1914 heiratete er und wurde im Laufe der Zeit Vater dreier Kinder. 1935 verzichtete er auf die deutsche Staatszugehörigkeit und erwarb das Schweizer Bürgerrecht. Unter dem Eindruck der politischen Entwicklung Europas verteidigte er Humanität und Demokratie in öffentlichen Vorträgen und Publikationen zu staats- und gesellschaftsphilosophischen Fragen. In der Nachkriegszeit rief er die Schweiz zu sozialer Verantwortung auf.  
Zeile 45: Zeile 45:
Medicus verfasste seine sämtlichen Vorlesungen, Vorträge, Artikel, Bücher, Notizen und Briefentwürfe in einer persönlichen Abwandlung der Kurzschrift von Wilhelm Stolze, die er einst am Gymnasium gelernt hatte. In den Archiven und Nachlässe harren diese Stenogramme der Entzifferung. Ergänzt werden sie durch einen grossen Korrespondenzbestand mit den Schreiben der zahlreichen Briefpartner von Medicus.
Medicus verfasste seine sämtlichen Vorlesungen, Vorträge, Artikel, Bücher, Notizen und Briefentwürfe in einer persönlichen Abwandlung der Kurzschrift von Wilhelm Stolze, die er einst am Gymnasium gelernt hatte. In den Archiven und Nachlässe harren diese Stenogramme der Entzifferung. Ergänzt werden sie durch einen grossen Korrespondenzbestand mit den Schreiben der zahlreichen Briefpartner von Medicus.
-
Die Verzeichnisse zu beiden Nachlassteilen können über Internet eingesehen werden: das Manuskriptverzeichnis sowie die Korrespondenz. Weitere Informationen zu Leben und Werk finden sich in drei dicken Dokumentationsmappen in der Biographica-Sammlung.
+
Die Verzeichnisse zu beiden Nachlassteilen können über Internet eingesehen werden: das Manuskriptverzeichnis sowie die Korrespondenz. Weitere Informationen zu Leben und Werk finden sich in drei dicken Dokumentationsmappen in der Biographica-Sammlung."
Quelle: [http://www.library.ethz.ch/de/Resources/Digital-collections/Short-portraits/Fritz-Medicus-1876-1956 Fritz Medicus 1876 - ETH-Bibliothek Zürich]
Quelle: [http://www.library.ethz.ch/de/Resources/Digital-collections/Short-portraits/Fritz-Medicus-1876-1956 Fritz Medicus 1876 - ETH-Bibliothek Zürich]

Version vom 8. September 2011, 18:43 Uhr

Persönliche Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
DAFFG
FamilienWIKI
Familiennamen
Buch erstellen