Medicus:Vorlage:250Geburtstag

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Der Ort Woessingen im Marggraevlich Badischen Ober Amt Stein, ist in
Der Ort Woessingen im Marggraevlich Badischen Ober Amt Stein, ist in
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mancher Hinsicht merkwuerdig. Anno 1743, vor Ihrer Reiße nach Lausan-
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mancher Hinsicht merkwuerdig. Anno 1743, vor Ihrer Reiße nach Lausanne,
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ne, Frankreich und Holland, wurden der Herr Markgrau Carl Friedrich alß
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Frankreich und Holland, wurden der Herr Markgrau Carl Friedrich alß
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damaliger Landes Prinz, nebst dero Herren Bruder Prinzen Wilhelm Ludwig, wie auch denen Prinzen Christoph und Eugen, von dem Herrn Admi-
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damaliger Landes Prinz, nebst dero Herren Bruder Prinzen Wilhelm Ludwig,
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nistrator Prinzen Carl August Hochfürstlichen Durchlauchten, laendlich in
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wie auch denen Prinzen Christoph und Eugen, von dem Herrn Administrator Prinzen Carl August Hochfürstlichen Durchlauchten, laendlich in
dem Woessinger Schloeßle bewirthet, die Fleckens Jugend bekam einen
dem Woessinger Schloeßle bewirthet, die Fleckens Jugend bekam einen
Tantz vor dem Schloeßle, welchem die hoechsten Herrschaften nach der
Tantz vor dem Schloeßle, welchem die hoechsten Herrschaften nach der
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tantzenden Jugend sagte? besehet euch eure fuenf Prinzen jetzo recht, wer
tantzenden Jugend sagte? besehet euch eure fuenf Prinzen jetzo recht, wer
weiß, ob ihr sie in eurem Leben wieder hier sehet! Obgleich Ober und
weiß, ob ihr sie in eurem Leben wieder hier sehet! Obgleich Ober und
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Unter Woessingen geschrieben wird, so machen dennoch beyde Woessin-
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Unter Woessingen geschrieben wird, so machen dennoch beyde Woessingen
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gen die aneinander liegen nur eine Gemeinde aus, haben nur einen Schult-
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die aneinander liegen nur eine Gemeinde aus, haben nur einen Schult-
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heiß, einen Burgermeister, einen Anwald und ein Gericht, aber zwey Kir-
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heiß, einen Burgermeister, einen Anwald und ein Gericht, aber zwey Kirchen,
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zwey Pfarrherren, zwey Pfarr Haeußer und eine Schule. Beyde Kirchen
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sind klein und vermoegen die Volks Menge nicht wohl zu faßen, weil
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das Doerfgen Dürrenbüchig, zur Ober Moessinger Kirche, noch überdas
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eingepfercht ist.In dießer Kirche liegen zwey ehemalige Besitzer vom
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sogenannten Schloeßle begraben nahmens Eitel von Wildungen und Schilling
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von Cantstadt. Der Wald an welchem der Hunger Brunnen liegt, heißt
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links der Schoenberg oder Grund Reyßig und rechts der Ritten Hardt oder
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Rittner: erwehnte Waldungen, schenkte vor fünfhundert Jahren ein Junker
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Hanß denen beyden Gemeinden Stein und Woessingen, die solche, hun-
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dert Jahre gemeinschaftlich benutzten. Da aber zwischen beiden Gemeinden,
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in der Folge wegen dieser Waldungen langwieriger Zwist und am
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Ende gar Mord und Totschlag entstand, so begab sich der Herr Marggrav
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Christoph der Erste, anno 1477 auf den strittigen Platz und theilte in eigener
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Person, dem Ort Stein den Rittenhard oder Rittner, und beyden Moesingen,
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den Schoenberg oder Grund Reyßig zu, wie diese Bezirke, dann
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beyde gedachte Gemeinden, seit jener Zeit in friedlicher Ruhe, noch
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jetzo besitzen.
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Ich schmeichle mir mit dieses Baendgens gnädiger Aufnahme und habe in
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schuldigster Submission zu ersterben die Gnade.
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Euer Reichsgraevlichen Excellenz
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unterthaenigst gante gehorsamster Knecht
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der Verfaßer
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(Orthographie und Interpunktion wurden unverändert übernommen)
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Diese Widmung zeigt wie ernsthaft und gewissenhaft Medicus seine Forschun-
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gen betrieb, dennoch entstanden seine 30 Bändchen in der kurzen Zeit von
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ISM bis 1807, 24 davon allein in der Zeit von 1800 bis 1801, immer zum
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Monatsersten überreichte er seiner Gönnerin einen neuen Band. Fritz Baas
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meint dazu: daß er unmöglich glich diese genauen Nachforschungen in dieser kurzen Zeit hätte machen können und geht davon aus, daß er das Material dazu lange zuvor bereits zusammengetragen habe. Vor allem weil seine Märchen ja in weit entfernten Gegenden spielen und er von Karlsruhe aus nicht an das Material
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hätte herankommen können. Die letzten Bändchen erschienen in unregelmäßigen Abständen in den Jahren 1802 bis 1807, die beiden letzten „Die erste Spinnerin"- und „der Notarius" schrieb er in Lichtenau. Daß er nach 1811 den Bändchen über die Grundsteinlegung und über die Einweihung der Scherzheimer
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Kirche, fast nichts mehr schrieb hängt sicher damit zusammen, daß Medicus mit zunehmendem Alter immer mehr erblindete, seine letzten Jahre verbrachte er in völliger Dunkelheit. Der zweite Sohn Carl-Friedrichs und der Reichsgräfin, Markgraf Wilhelm schreibt dazu:"... den 19. Mai 1814 besuchte ich in Lichtenau den ehemaligen, badischen Husarenobersten Medicus, einen treuen Diener meines seligen Vaters, der ganz erblindet war. Viele Gedichte, die er verfaßt bekunden seine treffliche Gesinnung...."
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Aber nicht nur seine Sammlerleidenschaft für Sagen, die sicher von seiner Gönnerin zumindest mitinitiiert war, kennzeichnet das literarische Erbe von Hein-

Version vom 11. Januar 2012, 20:18 Uhr

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