Medicus:Vorlage:250Geburtstag

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(Heinrich Medicus uum 250. Geburtstag)
 
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== Heinrich Medicus zum 250. Geburtstag ==
== Heinrich Medicus zum 250. Geburtstag ==
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Zitat aus "Heimatgruß" Lichtenau, Weihnachten 1993
Heinrich Medicus, als pensionierter Obrist seinerzeit ranghöchster Staatsdiener
Heinrich Medicus, als pensionierter Obrist seinerzeit ranghöchster Staatsdiener
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Ihrer industriereichen Grafschaft Hanau eine so lehrreiche und unterhaltende
Ihrer industriereichen Grafschaft Hanau eine so lehrreiche und unterhaltende
Spinnerin, wie Ihre Erste ist, und Ihnen gute Gesundheit und viele heitere
Spinnerin, wie Ihre Erste ist, und Ihnen gute Gesundheit und viele heitere
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Stunden, in denen Sie Ihre Freunde bald wieder und noch oft mit den Produk-
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Stunden, in denen Sie Ihre Freunde bald wieder und noch oft mit den Produkten
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ten Ihrer munteren Laune erfreuen mögen ...
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Ihrer munteren Laune erfreuen mögen ... ''Euer Hochwohlgeboren gehorsamster Dr. J.P. Hebel.''
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[http://books.google.de/books?id=HwjFjwEACAAJ&dq=August+Fe%C3%9Fler&hl=de&sa=X&ei=IANMT8yaE9DTsgb-2YyEDw&ved=0CEAQ6AEwAw August Feßler], Heimatforscher aus Scherzheim begann seinen Beitrag in der
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''Euer Hochwohlgeboren gehorsamster Dr. J.P. Hebel.''
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August Fehler, Heimatforscher aus Scherzheim begann seinen Beitrag in der
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Ortenau 1940 mit den Worten:
Ortenau 1940 mit den Worten:
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der Heinrich Medicus auch heute noch so interessant macht.
der Heinrich Medicus auch heute noch so interessant macht.
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Dr. Fritz Baas hat im August 1957 eine Artikelserie unter dem Titel „Der
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[http://books.google.de/books?id=NbHyZwEACAAJ&dq=Dr.+Fritz+Baas&hl=de&sa=X&ei=kgNMT7OnGZHYsgat64WQDw&ved=0CD0Q6AEwAg Dr. Fritz Baas] hat im August 1957 eine Artikelserie unter dem Titel „Der
Sagensammler Heinrich Medicus" in der Kehler Zeitung veröffentlicht, in der
Sagensammler Heinrich Medicus" in der Kehler Zeitung veröffentlicht, in der
er sich bezüglich der historischen Daten auf August Feßler berief und unter
er sich bezüglich der historischen Daten auf August Feßler berief und unter
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Fähigkeiten aufmerksam. 1794 wurde Medicus zum Major befördert und
Fähigkeiten aufmerksam. 1794 wurde Medicus zum Major befördert und
erhielt den Auftrag eine Landmiliz, aus allen wehrfähigen Männern zwischen
erhielt den Auftrag eine Landmiliz, aus allen wehrfähigen Männern zwischen
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18 und 50 Jahren gegen den Einfall des französischen Revolutionsheeres, auf﷓
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18 und 50 Jahren gegen den Einfall des französischen Revolutionsheeres, aufzubauen.
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zubauen. 1800 wurde er Oberstleutnant und 1805 im Alter von 62 Jahren als
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1800 wurde er Oberstleutnant und 1805 im Alter von 62 Jahren als
Oberst des Husarenkorps in den Ruhestand versetzt.
Oberst des Husarenkorps in den Ruhestand versetzt.
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Laubow in der Neumark, er hatte mit ihr 14 Kinder, sie starb 1802 in Karlsruhe.
Laubow in der Neumark, er hatte mit ihr 14 Kinder, sie starb 1802 in Karlsruhe.
Ein Jahr später 1803 im Alter von 60 Jahren ging Heinrich Medicus eine zweite
Ein Jahr später 1803 im Alter von 60 Jahren ging Heinrich Medicus eine zweite
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Ehe mit Christina Magdalena geb. Dietrich, verwitwete Mayer aus Lichtenau
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ein. Vermutlich lernte er sie kennen, als er mit den Truppen Karl Friedrichs das
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Hanauerland besetzte und in der Krone in Lichtenau Quartier bezog, deren
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Besitzerin sie war. Sie starb 1827 im Alter von 77 Jahren ein Jahr vor seinem
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Tode, der ihn im gesegneten Alter von 85 Jahren ereilte.
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Wohl niemand würde nach dieser Vita heute noch etwas nach Heinrich Medicus fragen, wären da nicht seine Arbeiten als Sammler von Sagen und Märchen,
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seine in Versform geschriebenen Reden zu vielerlei Gelegenheiten, seine
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Gedichte und Briefe, aber auch seine Zeichnungen und seine besonderen
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Beziehungen zum Hof des Markgrafen. Hier vor allem zur [[wikipedia:de:Luise_Karoline_von_Hochberg |Reichsgräfin von
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Hochberg]], der zweiten Frau Karl Friedrichs von Baden, der jedes seiner Sagenbändchen, soweit wir sie kennen, durch eine Widmung zugeeignet war.
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Der Verbleib seiner Sagenbändchen liegt etwas im Dunkel, vermutlich erhielt
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die Reichsgräfin die Erstschriften, die später nicht mehr aufzufinden waren.
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Eine Zweitschrift behielt Heinrich Medicus für sich. Er vermachte sie nach
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seinem Tode seinem Freund Apotheker Carl Friedrich Schock aus Lichtenau. Aus dieser Sammlung stammen 30 Bändchen, die auf den Sohn Rechtsanwalt Dr.Schock in Heidelberg übergingen, so August Feßler. Er berichtet weiter, daß
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sie heute in drei großen Bänden vereinigt seien und, daß jedes von ihnen mit
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einer Widmung an die Reichsgräfin versehen sei, in der über die Entstehung,
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Land und Leute berichtet würde; soweit August Feßler. Von da an verliert sich
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die Spur oder besser gesagt, es hat sich unseres Wissens niemand mehr darum
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bemüht. Einzelne Bändchen sind offenbar noch in Privatbesitz, so konnte der
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Heimatverein Lichtenau das 20. Bändchen mit dem Titel „der Hunger Brunnen
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bey Woessingen" vor Jahresfrist käuflich erwerben.
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Die Widmung darin lautet:
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''Hochgeborene Frau''
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''gnaedigste Frau Reichsgraevin!''
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Der Ort Woessingen im Marggraevlich Badischen Ober Amt Stein, ist in
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mancher Hinsicht merkwuerdig. Anno 1743, vor Ihrer Reiße nach Lausanne, Frankreich und Holland, wurden der Herr Markgrau Carl Friedrich alß
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damaliger Landes Prinz, nebst dero Herren Bruder Prinzen Wilhelm Ludwig, wie auch denen Prinzen Christoph und Eugen, von dem Herrn Administrator Prinzen Carl August Hochfürstlichen Durchlauchten, laendlich in
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dem Woessinger Schloeßle bewirthet, die Fleckens Jugend bekam einen
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Tantz vor dem Schloeßle, welchem die hoechsten Herrschaften nach der
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Tafel zusahen, Seit dieser Zeit sind der Herr Marggrav Carl Friedrich nicht
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mehr in Woessingen gewesen. Die alten Maenner, erinnern sich einer
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damahligen Rede des Prinzen Christophs aunoch sehr wohl, alß Er der
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tantzenden Jugend sagte? besehet euch eure fuenf Prinzen jetzo recht, wer
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weiß, ob ihr sie in eurem Leben wieder hier sehet! Obgleich Ober und
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Unter Woessingen geschrieben wird, so machen dennoch beyde Woessingen
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die aneinander liegen nur eine Gemeinde aus, haben nur einen Schult-
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heiß, einen Burgermeister, einen Anwald und ein Gericht, aber zwey Kirchen,
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zwey Pfarrherren, zwey Pfarr Haeußer und eine Schule. Beyde Kirchen
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sind klein und vermoegen die Volks Menge nicht wohl zu faßen, weil
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das Doerfgen Dürrenbüchig, zur Ober Moessinger Kirche, noch überdas
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eingepfercht ist.In dießer Kirche liegen zwey ehemalige Besitzer vom
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sogenannten Schloeßle begraben nahmens Eitel von Wildungen und Schilling
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von Cantstadt. Der Wald an welchem der Hunger Brunnen liegt, heißt
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links der Schoenberg oder Grund Reyßig und rechts der Ritten Hardt oder
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Rittner: erwehnte Waldungen, schenkte vor fünfhundert Jahren ein Junker
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Hanß denen beyden Gemeinden Stein und Woessingen, die solche, hun-
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dert Jahre gemeinschaftlich benutzten. Da aber zwischen beiden Gemeinden,
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in der Folge wegen dieser Waldungen langwieriger Zwist und am
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Ende gar Mord und Totschlag entstand, so begab sich der Herr Marggrav
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Christoph der Erste, anno 1477 auf den strittigen Platz und theilte in eigener
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Person, dem Ort Stein den Rittenhard oder Rittner, und beyden Moesingen,
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den Schoenberg oder Grund Reyßig zu, wie diese Bezirke, dann
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beyde gedachte Gemeinden, seit jener Zeit in friedlicher Ruhe, noch
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jetzo besitzen.
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Ich schmeichle mir mit dieses Baendgens gnädiger Aufnahme und habe in
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schuldigster Submission zu ersterben die Gnade.
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Euer Reichsgraevlichen Excellenz
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unterthaenigst gantz gehorsamster Knecht
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der Verfaßer
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(Orthographie und Interpunktion wurden unverändert übernommen)
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Diese Widmung zeigt wie ernsthaft und gewissenhaft Medicus seine Forschungen betrieb, dennoch entstanden seine 30 Bändchen in der kurzen Zeit von
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1800 bis 1807, 24 davon allein in der Zeit von 1800 bis 1801, immer zum
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Monatsersten überreichte er seiner Gönnerin einen neuen Band. Fritz Baas
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meint dazu: daß er unmöglich diese genauen Nachforschungen in dieser kurzen Zeit hätte machen können und geht davon aus, daß er das Material dazu lange zuvor bereits zusammengetragen habe. Vor allem weil seine Märchen ja in weit entfernten Gegenden spielen und er von Karlsruhe aus nicht an das Material
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hätte herankommen können. Die letzten Bändchen erschienen in unregelmäßigen Abständen in den Jahren 1802 bis 1807, die beiden letzten „Die erste Spinnerin"- und „der Notarius" schrieb er in Lichtenau. Daß er nach 1811 den Bändchen über die Grundsteinlegung und über die Einweihung der Scherzheimer
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Kirche, fast nichts mehr schrieb hängt sicher damit zusammen, daß Medicus mit zunehmendem Alter immer mehr erblindete, seine letzten Jahre verbrachte er in völliger Dunkelheit. Der zweite Sohn Carl-Friedrichs und der Reichsgräfin, Markgraf Wilhelm schreibt dazu:"... den 19. Mai 1814 besuchte ich in Lichtenau den ehemaligen, badischen Husarenobersten Medicus, einen treuen Diener meines seligen Vaters, der ganz erblindet war. Viele Gedichte, die er verfaßt bekunden seine treffliche Gesinnung...."
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Heinrich Medicus war auch als Poet sehr fleißig, er schrieb insgesamt 120 Gedichte zu vielerlei Gelegenheiten. Sie sind in einem Band zusammengefaßt und befinden sich, im Original, im Familienarchiv der Familie Medicus in Osterreich. Die Lektüre hat den Verfasser so fasziniert, daß er möglichst alles von diesem bemerkenswerten Herrn kennenlernen möchte.
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Der Heimatverein Lichtenau bemüht sich Heinrich Medicus' Lebenswerk
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wenigstens als Kopie in seinem heimatgeschichtlichen Archiv zu sammeln, lassen Sie mich, lieber Leser, an dieser Stelle die Bitte aussprechen, wenn Sie
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Schriften von Heinrich Medicus besitzen und sei es auch nur als Kopie oder
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wenn Sie Kenntnis davon haben, wer solche Schriften besitzt, lassen Sie es uns
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wissen, wir sind daran interessiert, möglichst alles was er geschrieben hat
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zusammenzutragen, damit kommende Generationen es nicht so schwer haben,
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seinen Spuren zufolgen. - ''Ernst Decker''
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'''Quelle:'''
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"Heimatgruß" Lichtenau, Weihnachten 1993, [http://www.fetzer-net.de/heimatverein/archiv/index-2.html Heimatverein Medicus]
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Anmerkung des Autors: Die 120 Gedichte des Heinrich Medicus befinden sich im Familienarchiv des [[Medicus:Reinhard Medicus (*1952)|'''Dr. Reinhard Medicus''']] in Salzburg.

Aktuelle Version vom 27. Februar 2012, 23:03 Uhr

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